Einer Umfrage zufolge hält eine große Mehrheit der Deutschen Klimaproteste wie Straßenblockaden für falsch. 86 Prozent der Befragten fanden zudem, dass die Aktivisten der Gruppe Letzte Generation mit ihrem Vorgehen dem Anliegen des Klimaschutzes schaden, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der Augsburger Allgemeinen ergab. Nur sieben Prozent der Bundesbürger glauben demnach, dass die Aktionen der Aktivisten dem Klimaschutz nutzen, weitere sieben Prozent waren unentschlossen.

Unter den rund 5.000 Befragten hielten 81 Prozent das Vorgehen der Aktivisten für falsch, nur 14 Prozent hielten den Protest für richtig, wie die Anfang November online durchgeführte Umfrage weiter ergab. Die meiste Zustimmung gab es dabei noch unter den Wählern der Grünen (40 Prozent) und der Linken (34 Prozent). Bei den Wählern von CDU/CSU lag die Ablehnung bei 97 Prozent.

Die Gruppe Letzte Generation hat zuletzt immer wieder Straßen blockiert. Heftige Kritik gab es, als am 31. Oktober ein Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr während einer Blockade in einem Stau stecken blieb. Das Fahrzeug sollte bei der Bergung einer lebensgefährlich verletzten Radfahrerin helfen.

CDU-Politiker fordert Beobachtung durch Verfassungsschutz

Unterdessen warnte der CDU-Innenexperte Christoph de Vries davor, die Radikalisierung der Gruppe zu unterschätzen. Der Bild-Zeitung sagte er: "Es findet keine Abgrenzung mehr zu linksextremistischen Gruppierungen statt. Diese Entgrenzung und Radikalisierung innerhalb kurzer Zeit ist brandgefährlich."

De Vries forderte, dass der Staat entschlossen "mit einer Beobachtung durch den Verfassungsschutz und härteren Strafen" reagieren müsse. Denn Straftaten zur Erreichung der eigenen politischen Ziele gälten der Letzten Generation als legitimes Mittel. 

Kontroverse um Vergleich mit RAF-Terror

Der Sohn des von der linksextremistischen Roten Armee Fraktion (RAF) getöteten Generalbundesanwalts Siegfried Buback, Michael Buback, hält Parallelen zwischen der RAF und der Letzten Generation für nicht völlig aus der Luft gegriffen. "Ich verstehe, dass junge Leute sich große Sorgen machen", sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. "Aber ich warne davor, Ziele mit radikalen Maßnahmen und Gewalt erreichen zu wollen. Das hat uns nur Unglück gebracht."

Der Rechtsanwalt Butz Peters, Autor mehrerer Bücher über die RAF, widersprach dem: "RAF ist in dem Zusammenhang sehr hoch gegriffen." Denn sie habe vorsätzlich Menschen getötet. Peters sieht jedoch "eine ganz klare Parallele in der Verkennung unseres politischen Systems", das auf demokratischen Wahlen aufbaue. Eine Radikalisierung sei daher "nicht auszuschließen".

Dagegen wies der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, Forderungen der Union nach schärferen Strafen für Klimaproteste zurück. "Wer die Proteste und Aktionen, die ich explizit nicht gutheiße, mit denen der RAF, die für die Ermordung von zahlreichen Menschen verantwortlich ist, gleichsetzt, hat Maß und Mitte in der Diskussion völlig verloren", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.