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Ulrike Draesner

Die Verwandelten

Roman

(5)
Hardcover
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»Wir hielten uns an den Händen, für die Kraft. Jede brauchte einen Menschen.« - Nominiert für den Preis der Leipziger Buchmesse

Eine nationalsozialistische Vorzeigemutter, die anderen beibringt, wie Kinder zu erziehen sind, doch über das Wichtigste, was sie verloren hat, niemals spricht. Eine Köchin, die lieber Frauen geliebt hätte als den Dienstherrn, unterwegs durch das zerstörte Deutschland im Sommer 1945. Ein Mädchen in München Solln, geboren in einem Lebensbornheim der SS. Eine alleinerziehende Anwältin von heute, die nach dem Tod ihrer Mutter unverhofft eine Wohnung in Wrocław erbt – und einen polnischen Zweig der Familie entdeckt. Alle Figuren verbindet ein Jahrhundert von Krieg und Nachkrieg, Flucht und Vertreibung, von Gewalt. Was bedeutet es, in einem Staat zu leben, der Menschenzucht betreibt? Und wie darüber schreiben, was den Frauen im Krieg geschieht? Was ihnen die Sprache nimmt. Was sie für immer verwandelt. Und wie über die unsichtbare Kraft, die verhindert, dass sie daran zerbrechen?

Ulrike Draesner gibt den Verwandelten ihre Stimmen zurück. Sie erfinden sich neu, wechseln Sprache und Land, überraschen sich selbst mit ihrem Mut, ihrem Humor, ihrer Kraft. Die Bedeutung von Familie verändert sich, Freiräume entstehen. Ein erschütternder Roman, bewegend, aufwühlend, zärtlich, klug.

Schaut: die Liebe der Töchter zu ihren Müttern, der Mütter zu ihren Töchtern. Schaut, wie sie blitzt durch ein dunkles Tuch.

Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung 2024: »Ulrike Draesners Werke halten – mit hochentwickeltem Sprachbewusstsein – literarische Signale politischer Vorgänge in Zeitenwenden fest; sie bezeugen dadurch die verwandelnde Kraft der Literatur.« (aus der Begründung der Jury)

»Für mich eigentlich der große deutsch-polnische Roman seit Günter Grass‘ Blechtrommel.«


ORIGINALAUSGABE
Hardcover mit Schutzumschlag, 608 Seiten, 13,5 x 21,5 cm
ISBN: 978-3-328-60172-2
Erschienen am  08. February 2023
Lieferstatus: Dieser Titel ist lieferbar.

Rezensionen

Spannend und poetisch erzählt

Von: Bookfeminist

07.01.2024

In „Die Verwandelten” von Ulrike Draesner erzählt die Autorin die Geschichten von Frauen über drei Generationen hinweg, die mit den traumatischen Folgen von Krieg zu kämpfen haben. Der Roman ist komplex konstruiert und ist aus mehreren Erzählperspektiven zusammengesetzt. Die Geschichte bietet einen tiefen Einblick in ein Stück mitteleuropäischer Frauengeschichte, die bis heute nachwirkt. Die Autorin bedient sich dabei einer sehr poetischen, dennoch klaren und reflektierenden Sprache und ist stets nah an den Figuren. Die Hauptfiguren des Romans sind Alissa, die in einem Heim des nationalsozialistischen “Lebensborn” zur Welt kam und von einem stramm nationalsozialistischen Paar adoptiert wurde, und Walla, die in Wrozlaw einen Kiosk betreibt. Beide Frauen sind geprägt von den Erfahrungen der Kriegs- und Nachkriegszeit in Deutschland und Polen. Draesner schreibt über diese durch den Krieg „verwandelten“ Frauen und gibt ihnen so nachträglich eine Stimme und die Möglichkeit ihre Geschichte zu erzählen. Diese beinhaltet neben Flucht, Vertreibung und Gewalt auch einiges an Humor und Mut und beschreibt die Kraft die diese Frauen aufbringen mussten um nicht an den Umständen zu zerbrechen. Der Roman wühlt auf mit seiner bewegenden Geschichte, besticht darüber hinaus aber auch durch die Klugheit und Zärtlichkeit seiner Protagonistinnen. Insgesamt ist “Die Verwandelten” ein großartiger Roman, der die Gewalterfahrungen von Frauen im Krieg sichtbar macht (auch wenn auf explizite Gewaltdarstellungen verzichtet wird) und ihnen so eine Stimme verleiht.

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Sprachlich brillant - darauf einlassen lohnt sich

Von: meinding.blog

12.11.2023

Es ist ein großes Buch, manche würden es vielleicht als Saga bezeichnen. Mindestens 100 Jahre Familiengeschichte stecken auf den 600 Seiten. Es sind fast ausschließlich die Frauen, um die es geht. Es sind viele von ihnen und man kann sehr schnell den Überblick verlieren, weil Ulrike Draesner viel zwischen Zeiten und Orten hin- und herspringt. Deshalb ein Tipp: ganz hinten im Buch findet ihr einen Stammbaum. Falls es ein Durcheinander im Kopf gibt, könnt ihr also – ausnahmsweise – direkt ans Ende springen und ein wenig Ordnung hineinbringen. In diesem Buch lernt ihr sehr viele Frauen kennen, ich möchte euch die drei, die ich für die wichtigsten halte, gerne kurz vorstellen. Da ist zum einen Adele. Sie wurde 1911 geboren, ein richtiges Landmädchen im heutigen Polen. Ihr großer Wunsch ist es zur See zu fahren. Wenn schon nicht als Matrose, dann wenigstens als Koch. Beides zur damaligen Zeit undenkbar, es gab nicht mal eine weibliche Bezeichnung für Menschen, die zur See fahren. Also wird Adele Köchin im Haushalt eines Theaterschauspielers. Der ist verheiratet, hat eine Tochter und leidet unter Depressionen, die ihn an den Rand der Lebensunfähigkeit bringen. Adele kümmert sich um ihn, kann mit seiner Krankheit umgehen, ist sein Rettungsanker, wird aber auch ausgenutzt und schließlich schwanger. Um einen Skandal zu vermeiden, wird Adele in ein Lebensbornheim im tiefsten Bayern gesteckt. In diesen Heimen konnten ledige Frauen, ihre unehelichen Kinder zur Welt bringen, sofern sie und der Erzeuger den arischen Vorstellungen entsprachen. Anschließend wurden die Kinder von regimetreuen Paaren adoptiert. Adele will ihre Tochter nicht dort lassen und nimmt sie mit zurück in das Haus des Schauspielers. Einige Jahre lang lebt Alissa dort als Familienmitglied. Doch die Arbeit und auch die emotionale Belastung wachsen Adele bald über den Kopf. Inzwischen ist der 2. Weltkrieg in vollem Gange. Eines Tages nimmt die Frau des Schauspielers, selbst verzweifelt, überfordert, vielleicht auch eifersüchtig, Alissa und bringt sie zurück in das Lebensbornheim. Man ändert ihr Geburtsdatum, weil jüngere Kinder eine bessere Vermittlungschance haben und findet ein älteres, kinderloses Ehepaar, das das Mädchen zu sich nimmt. Beide sind Natiionalsozialisten und bringen auch jede Menge persönlichen Ballast mit. Alissa wächst bei ihnen auf, ist aber immer eine Suchende. Sie war etwa fünf Jahre alt als sie von ihrer Mutter getrennt wurde und weiß, dass es eine andere Familie und Kontakte nach Polen gibt. Namen, Ereignisse und Verbindungen verblassen aber über die Jahrzehnte immer mehr. Auch sie bekommt später eine Tochter, die sie alleine aufzieht. Mit Kinga kommen wir in der Gegenwart an. Sie ist Anwältin und lebt mit ihrer adoptierten Tochter in Berlin. Ihre Mutter Alissa ist vor kurzem gestorben, sie versucht in einem neuen Job Fuß zu fassen und hat ein wenig den Halt verloren. Beruflich beschäftigt sie sich mit Erben, Leihmutterschaft und schwierigen Familienkonstellationen und hält auch Vorträge darüber. Bei einem dieser Vorträge wird sie in Hamburg von einer Polin angesprochen. Es gibt eine Verbindung zwischen Dorota und Kinga, die beide aber erst nach und nach verstehen. Ich denke, es ist nicht gespoilert, wenn ich sage, dass Dorotas Mutter die Tochter des Schauspielers ist, mit der Kingas Mutter einige Jahre zusammengelebt hat. Dass beide Halbschwestern sind, wird ihnen erst später klar. Kingas Mutter hatte ohne Wissen Kontakt zur polnischen Familie und sich sogar eine Wohnung in Polen gekauft. Jetzt beginnt langsam die Aufarbeitung der Familiengeschichte und der Versuch, sich einander anzunähern. Und alles Weitere müsst ihr selber lesen. Dieses Buch hat mich wirklich beeindruckt. Die Konstruktion mit vielen Rückblenden und Einschüben ist sehr gut gemacht. Alles, was ihr oben zum Inhalt gelesen habt, ist nur ein kleiner Teil des Ganzen und das Verständnis für die Abläufe (und wer wer ist) entwickelt sich erst langsam, so als ob man ein wunderschön verpacktes Geschenk ganz vorsichtig auspacken möchte. Es ist ein Buch, dem man Zeit und Raum geben muss, kein Text zum Nebenbeilesen. Ich musste mich komplett darauf einlassen, dieses Buch mit in die Bahn oder ins Wartezimmer zu nehmen, hätte nicht funktioniert. Die Handlung ist nicht stringent und man kann schnell verloren gehen und den Faden verlieren. Das Hin- und Herspringen von einer Generation zur nächsten von Bayern nach Polen nach Berlin, macht aber auch einen gewissen Reiz aus. Die ungewöhnliche Sprache hat es verdient, viele Sätze mehrfach zu lesen, damit man überhaupt erfassen kann, wie großartig sie formuliert sind. Um mal ein Beispiel zu nennen: Kinga fährt Zug und hängt dabei ihren Gedanken nach. Dabei denkt sie – wie jeder Mensch – nicht von A nach B, sondern schweift ab, ist ganz woanders, beendet ihre Sätze nicht, stellt Fragen, schiebt weitere Überlegungen ein. In der Form habe ich das wahrscheinlich noch nie gelesen und fand es toll. Es wird aber auch viel geschwiegen in diesem Buch, weil die Worte fehlen für die Heimatlosigkeit, für die Suche nach Dingen und Menschen, von denen man gar nicht weiß, dass sie fehlen. Auch die Kluft zwischen Schlesien und Westdeutschland mach Ulrike Draesner über die Sprache deutlich. Sie verwendet viele polnische Begriffe, aber auch deren deutsche Entsprechung, je nachdem, wer gerade im Zentrum der Handlung steht. Es heißt, wenn etwas günstig ist, zum Beispiel nicht, man bekomme es für „einen Appel und ein Ei“, sondern „für eine Wurst und eine Kopeke“. Insgesamt ein sehr interessantes, sprachlich brillantes, teils auch herausforderndes Buch und mal etwas völlig anderes.

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Vita

Ulrike Draesner, 1962 in München geboren, wurde für ihre Romane, Essays und Gedichte vielfach ausgezeichnet. Zuletzt erhielt sie den Großen Preis des Deutschen Literaturfonds (2021) für ihr Gesamtwerk, das multimediale Arbeiten und Übersetzungen einschließt. Die Jahre 2015 bis 2017 verbrachte Draesner in England. Nach verschiedenen internationalen Gastdozenturen und Poetikvorlesungen ist sie seit April 2018 Professorin am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Draesner lebt mit ihrer Tochter in Berlin.

www.draesner.de

Zur Autorin

Events

04. März 2024 26. Juni 2024

Zur Sprache bringen: Von Ulrike Draesner kuratierte Ausstellung

Berlin | Ausstellungen
Ulrike Draesner
Die Verwandelten

10. Juni 2024

Lesung und Gespräch mit Ulrike Draesner

19:30 Uhr | Köln | Lesungen
Ulrike Draesner
Die Verwandelten

Pressestimmen

»Draesners mitreißender Roman macht in seiner Atemdichte einen explosiven Eindruck, wie wenn, kaum dass das Wort ergriffen wurde, die ganze Geschichte mit einem Mal herausmusste und Satz für Satz sich sofort aneinanderfügte, leicht und souverän, geleitet von einem sicheren Gespür, das sich ganz selbst vertraut.«

DIE ZEIT, Eberhard Rathgeb (23. March 2023)

»Ulrike Draesner ist eine brillante Stilistin, sie fühlt den Puls jedes Wortes, bei ihr ist jeder Satz ein sprachlich sinnliches Erlebnis beim Lesen.«

RBB, radioeins, Thomas Böhm (04. February 2023)

»Das nachdrücklich Bleibende an diesem Projekt Draesners ist, dass solche Geschichten überhaupt erzählt werden. Und das ist ein Glück für die deutsche Literatur.«

Berliner Zeitung, Cornelia Geißler (04. February 2023)

»eine packende Familiensaga, die dem gewaltvollen 20. Jahrhundert völlig neue, weibliche Dimensionen und Aspekte abringt.«

ORF, Ö1, Judith Hoffmann (08. February 2023)

»Ulrike Draesner erzählt Geschichten von leisen Explosionen und von erstaunlichen inneren Kräften, vom Mut im Leben und von der Wut angesichts des Todes durch Krieg und Vertreibung. So geht Erinnerung im Roman ihren Weg: nicht linear und nicht logisch, sondern zackig und brennend.«

Kölner Stadt-Anzeiger, Michael Braun (03. February 2023)

»Das ist Draesners hohe Kunst. Sie verknüpft die dunkle Seite des Seins (und sie erspart uns Frauen wirklich gar nichts) so selbstverständlich mit der hellen, vitalen, wie das Leben selbst.«

Münchner Merkur, Simone Dattenberger (07. February 2023)

»Wie viel mehr Literatur zu leisten vermag als bloß zu unterhalten, das demonstriert Ulrike Draesners großer, aufklärerischer Roman: ein Buch, das bestimmte Geschichten endlich zu Ende erzählt – mutig und gegen die Macht der Verdrängung.«

SR 2 KulturRadio, Peter Henning (08. February 2023)

»ein krönender und versöhnender Abschluss einer Trilogie, mit der Ulrike Draesner Literaturgeschichte geschrieben hat.«

Passauer Neue Presse, Karl Birkenseer (08. February 2023)

»Ulrike Draesner ist bei und in den Figuren, findet Worte für das Verstummen, das Zögern, das Aus-der-Welt-Fallen. Wieder und wieder zeigt sich dabei, dass sie auch Lyrikerin ist. Wie sie mit deutschen, polnischen, schlesischen Wörtern und Redewendungen spielt, ist virtuos.«

»ein zärtlicher und aufwühlender Roman«

WDR 5, Scala (09. February 2023)

»Noch nie wurde mir aus weiblicher Sicht so von der deutsch-europäischen Vergangenheit erzählt, noch nie fühlte ich mich so verbunden mit den Frauen, die auch meine Mütter und Großmütter sind.«

Long Story Short, Karla Paul (28. February 2023)

»Da sind Worte, die leuchten wie Goldstaub im Text: erfundene, lyrische, zusammengeklebte, aus der polnischen, schlesischen oder aus Familiensprache«

Der Freitag, Michael Hametner (09. March 2023)

»›Die Verwandelten‹ ist ein höchst anspruchsvoller Roman. Gleichzeitig von großer Intensität, der man sich kaum entziehen kann.«

»›Die Verwandelten‹ ist ein großes, ein großartiges, ein vielstimmiges, ungeheuer intensives Buch, mit dem es Ulrike Draesner schafft, das zu oft Verschwiegene schonungslos und doch zart zu erzählen.«

literaturreich.de, Petra Reich (27. February 2023)

» ein einfühlsamer wie sprachmächtiger Roman über das lange 20. Jahrhundert – und eines der wichtigsten Bücher in diesem Frühjahr«

MDR Kultur, Tino Dallmann (24. March 2023)

»Dieses große, emphatische literarische Geschichtsbuch, diese so einfühlsame biografische Puzzlearbeit über das Schweigen und Verschweigen in den Familien bezieht seine Strahlkraft aus Ulrike Draesners großer sprachlicher Virtuosität.«

lokalkompass.de, Peter Mohr (16. March 2023)

»[Der Roman] knüpft an Draesners Themen Krieg, Flucht und Vertreibung an und findet Worte für das Leid, das Frauen im Krieg widerfährt. […] Hier klingt es lange nach.«

Brigitte, Angela Wittmann (01. May 2023)

»Ein sehr vielstimmiger Roman, der dann noch verwoben ist mit einer langen Tradition der Gewaltschreibung, die sie anknüpft an Ovids Metamorphosen«

Weitere Bücher der Autorin